Ein haariger Streifzug durchs 20. Jahrhundert

Auf einer Reise von den Zwanziger bis in die Achtziger Jahre will ich euch die abwechslungsreichen Frisur- und Schminkmoden dieser Jahrezehnte näherbringen.

Die Frisuren und Schminkstile aller Epochen sind ein essenzieller Teil der Ausbildung einer Maskenbildnerin. Sowohl die Haartracht und schwarz betonten Augen der Ägyter sowie die ondulierten Hochsteckfrisuren und weißen Gesichter des Barock sind eine schöne Herausforderung, Die abwechslungsreichen Stile des 20. Jahrhunderts haben es mir aber besonders angetan und hat besonders viel Spaß gemacht, meine Freundinnen und Kolleginnen in Stilikonen des letzten Jahrhunderts zu verwandeln.

Die goldenen Zwanziger

Nach dem 1. Weltkrieg drängte alles nach Veränderung. Die emanzipierte Frau zeigte sich selbstbewusst, war intellektuell und berufstätig. Sie rauchte und flitzte mit ihrem Motorrad durch die Großstadt. Doch die größte Sensation war die neue Frisurenmode: der Pagenkopf, auch Bubikopf genannt, erregte die Gemüter. Es war eine Kurzhaarfrisur in Kinnlänge, bei dem das Haar auch am Hinterkopf kurz getschnitten wird, konnte mit Stirnfransen oder Seitenscheitel, glatt oder in Wellen getragen werden. Gerne wurde er mit Topfhut oder Stirnband aufgepeppt. Ich habe mich für ein mondänes Make-up mit dunklen Augen und spitz geschminkten Lippen entschieden. Der gewellte Bob wird mit Stirnband und Perlenkette in Szene gesetzt. Und der verruchte Zigarettenspitz darf natürlich auch nicht fehlen.

Zurück zu mehr Weiblichkeit

In den Dreißiger Jahren ist die Stimmung durch die Wirtschaftskrise etwas gedämpft. Die Damenwelt besinnt sich wieder auf ihre Weiblichkeit und das Haar wird wieder länger und femininier getragen. Nach wie vor sind Wellen sehr beliebt, oft sieht man sie blond gefärbt.

 

Besonders auffällig sind die schmalen Augenbrauen. Manche Damen rasieren diese komplett weg und malen sie dann mit einem schmalen Strich nach. Ikonen der Dreißiger Jahre waren Marlene Dietrich und Greta Garbo.

 

Schulterpolster prägen die Mode, beliebte Accessoires sind Hüte mit Federn und Broschen, Pelzstolas und Perlenketten für das elegante Abendoutfit.

In den Vierziger Jahren war das Haar weiterhin länger und gewellt, gerne wurde es zu einer Locke oder zu Rollen am Oberkopf befestigt. Diese Frisur habe ich auch für mein Model ausgewählt und sie im Stil eines Pin-up Girls mit kräftig roten Lippen geschminkt. Pin-up Bilder spielten im Zweiten Weltkrieg eine große Rolle, um die Moral der amerikanischen Soldaten aufrecht zu erhalten.

 

Um die Haare vor Schmutz und Staub zu schützen, kamen in den Kriegsjahren auch Kopftücher oder Schals zum Einsatz und wurden zu einem modischen Accessoire.

Gewelltes oder lockiges Haar war auch in den Fünfzigern noch der Renner. Aber einige Damen trauten sich auch schon, ihr Haar kurz zu tragen. Bei Teenagern war der Pferdeschwanz sehr beliebt, mit oder ohne Pony, den sie in ihren Petticoats zur Musik des Rock’n’Roll schwingen konnten.

 

Gegen Ende der Fünfziger wurden die Frisuren immer glamouröser und höher, der Hinterkopf wurde stark toupiert, was den Frauen viele Stunden im Badezimmer bescherte. Ich habe mich bei meinen Modellen an den Filmstars Audrey Hepburn und Marylin Monroe orientiert. Wer will nicht einmal wie Marilyn aussehen?

Viel los in den Roaring Sixties

Die Haartrends änderten sich jetzt rasend schnell alle paar Jahre. Anfänglich hatte noch fast jede Frau ein Haarteil oder eine Perücke, um so die tollsten voluminösen Frisuren zu gestalten, wie zum Beispiel den angesagten „Beehive“. Haarbänder waren ein beliebtes Accessoire, um die toupierten Haare im Zaum zu halten.

 

Mitte der Sechziger sorgte Vidal Sassoon für Furore und änderte schlagartig den Modestil. Mit geometrisch klaren Frisuren mit akkurat geschnittenem Pony feierte der Bubikopf sein Comeback.

 

Für mein Model habe ich mir „Twiggy“ als Vorbild genommen. Mit ihrem Pixie-Cut, den großen Augen und langen Wimpern war sie die Stilikone der Swinging Sixties in London.

Flower-Power oder Föhnfrisur?

Ab 1968 entstand ein Romantiklook, zu dem die langen Haare zu einer Löwenmähne frisiert wurden, der sich in den Siebziger Jahren weiterentwickelte. Die Hippies trugen lange offene Haare, sie schmückten sich auch gerne mit Stirnbändern oder Blumen im Haar. Auch der Afrolook war sowohl bei Frauen als auch Männern beliebt.

In bürgerlichen Kreisen griff man eher zu Föhn und Rundbürste. Wie man bei meinem Model  sehen kann, konnte die Föhnfrisur sowohl für Büro als auch für die Dicso gut eingesetzt werden. Grüner oder blauer Lidschatten betonten die Augen und viel Haarspray sorgte für guten Halt.

Gestylt wie in Dynasty und Denver Clan

Gestuft, wellig, lockig, geföhnt und geknetet! Die Achtziger Jahre brachten viele eigenwillige Haarkreationen hervor – platinblonde Föhn- oder Dauerwellen, Kreppfrisur und der Vokuhila waren das A&O, je schriller desto besser. Sportliche Damen turnten in ihren stylischen Bodys zu Aerobic, Stirnband und hochsitzender Pferdeschwanz durften dabei nicht fehlen.

 

Rebellische Mädels liebten den Punk. Meinem Model habe ich einen sanften Punk-Look verpasst, mit wild toupierter Mähne. Von einem Side- oder Undercut, der auch sehr beliebt war, habe ich sie verschont. Piercings und Nietenhalsband unterstützen den rebellischen Look.

Robert Redford & Mia Farrow
in „The Great Gatsby“

Meine stilistischen Film-Tipps:

In diesen Filmen bekommst du einen guten Einblick in die Haarstile und das Make-up des jeweiligen Jahrzehnts.

20er Jahre     Der große Gatsby

30er Jahre     Es war einmal in Amerika

40er Jahre     Inglourious Basterds

50er Jahre     Manche mögen‘s heiß

60er Jahre     Barbarella, Frühstück bei Tiffany

70er Jahre     Saturday Night Fever

80er Jahre     Flashdance

Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Überblick über die verschiedenen Frisurstile des 20. Jahrhunderts machen.

Wenn du auch Lust auf ein Styling im Stil deiner Großeltern hast oder mal wie Marilyn aussehen willst, dann melde dich bei mir. Ich kann dir da sehr gerne weiterhelfen.

Alles Liebe wünscht dir deine

Paula Tobischek

Make-up Artist und

Maskenbildnerin in Ausbildung